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murkas

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  1. murkas liked a artikel by Alexx, Community Datenprojekt (Forum-Meeting)   
    Über den Zeitraum der letzten 6 - 8 Monate haben @B_DIV und ich uns ans Werk gemacht und nachstehendes Projekt umgesetzt. Nachdem unlängst in Dänemark das erste Parkour Research and Development Forum stattgefunden hatte (mehr dazu hier:http://www.we-trace.at/2017/08/09/rdforum/),  wo wir die Ergebnisse präsentiert haben können wir das Ding nun endlich stolz releasen. Viel Freude beim Lesen und Durchwühlen der Daten und Facts zum Forum Meeting.
     
     
    P.S. Das Projekt erfüllt im Moment noch keine wissenschaftlichen Standards. Man könnte aber eventuell ein Paper draus machen. Liegt an unsren Resourcen
     
    Parkour in Wien – Ein Datenprojekt zum Communityverhalten von Parkour-Vienna
     
    Alexandros Charos und Marc Zobel
    alex@ctc-movement
    marc@ctc-movement
    Download als PDF
     
    Einführung
    In den letzten 10 Jahren konnte man in Parkour ein starkes Wachstum der Popularität beobachten. Auch in Österreich sollte sich die Situation ähnlich entwickeln. Aufgrund der Neuheit von Parkour und weil wissenschaftlich noch nicht sehr weit in das Thema vorgestoßen wurde, ist konkretes Datenmaterial über Teilnehmerzahlen, über die Beliebtheit des Sportes bei Frauen oder beispielsweise über Verletzungen nicht vorhanden. Somit lassen sich keine wissenschaftlich fundierten Aussgen über die Gefahr bei Parkour im Vergleich zu anderen Disziplinen treffen oder keine Maßnahmen entwickeln, die die Inklusivität des Sportes konkret fördern können. Ebenso lässt sich nicht abschätzen wodurch sich Pakourausübende in ihrem Training beeinflussen lassen oder welche Rolle die Wetterbedingungen tatsächlich für die Trainingsmotivation spielen. Die meisten wissenschaftlichen Arbeiten setzen im Moment auf der sportwissenschaftlichen Ebene an, betrachten sehr kleine Gruppen an Personen und können nur schwer verallgemeinerbare Aussagen treffen. Das liegt u.a. daran, dass nebst dem „Warum?“ noch nichteinmal das „Wie?“ – „...wird Parkour eigentlich genau trainiert“ bzw. „Wie wird Leistung in Parkour definiert?“ methodisch beleuchtet wurden.
    Methodik und Vorgehensweise
    In Österreich gibt es in Wien seit ca. 2004/2005 die größte Parkourcommunity[1] des Landes (Parkour-Vienna[2]), die sich über das Format des sogenannten „Forummeetings“, einem ohne Unterbrechung seit mehr als 10 Jahren stattfindenden wöchentlichen Treffens, organisieren. Seit mehreren Jahren ist der Ablauf des Forummeetings relativ standardisiert.
    ·        Treffpunkt Sonntag 13:00 am Schwedenplatz.
    ·        13:15 ca. Abfahrt zum gewählten Trainingsort.
    ·        Ankunft Trainingsort und Aufstellung für Gruppenfoto und Ankündigungen
    ·        Beginn gemeinsames Aufwärmen (ca. 15 – 25 Minuten)
    ·        Beginn Anfängereinführung und freies Training
    In diesem Artikel wird das Medium des Gruppenfotos dazu genutzt eine Datenbasis für die Gesamtheit der Parkour Vienna „Population“ zu schaffen. Das Gruppenfoto liefert bei genauerer Betrachtung einige Informationen, die durch die Regelmäßigkeit und die Stetigkeit in der Verfügbarkeit zu einer Zeitreihe zusammengefasst werden. Konkret lassen sich durch das manuelle Auslesen und Interpretieren der Fotos die folgenden Informationen gewinnen:
    ·        Gesamtteilnehmerzahl
    ·        Frauenanteil und Männeranteil
    Diese Information wird zu einer Zeitreihe verdichtet und um frei verfügbare Wetterdaten angereichert, die im Gesamtbild den Datensatz bilden auf Basis dessen die weiteren Schritte erfolgen.
    Datenbasis
    Die ersten Fotos des Forummeetings wurden 2006 gespeichert, wobei bis November 2012 goße Lücken in der Verfügbarkeit bestehen, teilweise bis zu 1 Jahr. Wenn der Abstand der Aufnahmen mehr als 14 Tage beträgt wird dies zur besseren Sichtbarkeit im Datensatz markiert[3]. Wir beschränken daher unsere Aussagen auf den Zeitraum von 11.2012 bis 08.2017 (aktuell). Die Basisvariablen des Datensatzes bilden einerseits die Gesamtzahl der auf den Bildern erkennbaren Personen (People) sowie die Zahl der erkennbaren männlichen Teilnehmer (Male) und der erkennbaren weiblichen Teilnehmer (Female). Aufgrund der Fotoqualität oder den unüblichen Posen auf manchen Bildern gibt es eine weitere Variable (Others) die jene Fälle beinhaltet wo nicht klar erkennbar ist ob es sich um männliche oder weibliche Teilnehmer handelt. Weitere Kennvariablen sind das Datum der Aufnahme selbst (Date) und wetterbezogene Variablen wie durchschnittliche Temperatur an dem Tag (avg_temp), Niederschlag (avg_rainfall) und Luftfeuchtigkeit (avg_humidity).
    Weitere Wettervariablen zeigen die Verhältnisse vor dem Tag der Aufnahme des Bildes an.
    Annahmen
    ·        Das Wetter am Tag des Meetings hat einen Einfluss auf die Zahl der erscheinenden Teilnehmer.
    ·        Das Wetter vor dem Tag des Meetings hat einen Einfluss auf die Zahl der erscheinenden Teilnehmer.
    ·        Die Jahreszeiten haben einen Einfluss auf die Zahl der erscheinenden Teilnehmer des Meetings.
    ·        Die Ferienzeiten haben einen negativen Einfluss auf die Zah der erscheinenden Teilnehmer des Meetings.
    ·        Verlängerte Wochenenden haben einen negativen Einfluss auf die Zah der erscheinenden Teilnehmer des Meetings.
    Beschreibung und Ergebnisse
    Eckdaten
    Im Langzeitdurchschnitt besuchen das Forummeeting wöchentlich ca. 40 Personen. Das Meeting mit der höchsten Teilnehmerzahl konnte 83 Besucher aufweisen während das am schlechtest besuchte Meeting 9 Teilnehmer verzeichnen konnte. Im Langzeitschnitt besuchen 27 Männer das Meeting denen ca. 12 Frauen gegenüberstehen. Wie sich die Frauenrate über die Zeit verhält werden wir u.a. genauer betrachten.
    Gesamtteilnehmerzahl

    Die Grafik zeigt die Kurve der gesamten Teilnehmer über einen Zeitraum von 2013 bis aktuell. 2013 wurde aufgrund der Datenlücken als Startpunkt gewählt. Was hier interessant ist sind die Ausschläge nach oben und unten und die Gründe warum diese Punkte so stark vom Langzeitmittel abweichen. Spielte hier das Wetter eine Rolle oder die Feiertage? Etwas anschaulicher lässt sich die Situation der Gesamtteilnehmerzahl im Vergleich der Jahresgraphen der durchschnittlichen TN Zahl darstellen.

    Auf der X-Achse befinden sich die jeweiligen Monate. Auf der Y-Achse die Teilnehmer. Der Graph zeigt die durchschnittlichen TN Zahlen und zeichnet das Maximum, Minimum und den Durchschnitt aller Jahre. Meist dazwischen bewegen sich die Linien der einzelnen Jahre, wobei bereits eine Entwicklung tendentiell erkennbar ist.  Von Januar bis Mai steigt die TN Zahl. Ab Juni sinkt die TN Zahl, wobei sie im August ein Tief erreicht, eventuell urlaubsbedingt. Danach geht es im September wieder aufwärts, wobei der Oktober ausschlaggebend für die beginnende (eventuell winterbedingte) Abwärtsbewegung ist.
    Frauenrate

    Wie steht es um das Verhältnis von Männern zu Frauen? Ein angestrebtes 50/50 Verhältnis konnte über den gesamten betrachteten Zeitraum lediglich 1 Mal erreicht werden (Januar 2016).  Der Frauenanteil steigt jedoch konstant bis zum Januar 2016 und sinkt dann auf sein niedriges Augangsniveau zurück bevor er ab September 2016 wieder zu steigen beginnt. Was bedeutet diese Information für das Design von frauenfördernden Maßnahmen? Ventuell wäre es interessant sich den Zeitraum des Sinkens der Frauenrate genauer anzusehen. Was war im zeitraum von Dezember 2015 bis September 2016? Ist das Sinken der rate dem Zufall geschuldet?
    Regen vs. Gesamtteilnehmerzahl

    Auf der rechten Achse bewegt sich die Regenmenge in mm (blaue Linie). Auf der linken Achse befindet sich die Teilnehmerzahl. Zeigt die Grafik einen Zusammenhang zwischen Regen und Teilnehmerzahl? Betrachtet man z.B: Mai 2014 oder Juli 2016 könnte man annehmen „ja“. Aber ist das ein Einfluss der sich stetig auch nachweisen lässt? Dazu geben uns die Korrelationen weiteren Aufschluss. (Short Version: Nein!). Was sich gezeigt hat ist weniger der Einfluss einzelner Wettervariablen als die Vermutung, dass eher klimabedingte saisonale Schwankungen einen Einfluss auf TN Zahlen haben.
    Ausgewählte Korrelationen[4]
    Temperatur vs. Gesamtteilnehmerzahl: 0,299
    Temperatur vs Männer: 0,314
    Temperatur vs Frauen: 0,156
    Regen vs Gesamtteilnehmerzahl: -0,092
    Regen vs Gesamtteilnehmerzahl: -0,050
    Regen vs Frauen: -0,089
    Diskussion
    Eine sehr berechtigte und wichtige Frage ist was wir mit den herausgearbeiteten Informationen überhaupt machen können. Ein Ansatz des Projektes war es einen Zugang zur Frage zu finden: Wieviele Menschen trainieren Parkour weltweit? Da diese Frage in dem Kontext unmöglich zu beantworten ist gingen wir einen Schritt zurück; Wieviele Menschen trainieren Parkour in Österreich? Immernoch sehr schwer zu beantworten. Wieviele Menschen trainieren Parkour in Wien? Für Wien haben wir mit der Gruppe der Forummeeting TeilnehmerInnen zwar nicht die Gesamtzahl der in Wien Trainierenden abgebildet, jedoch bietet die Gruppe aufgrund der zeitlichen Präsenz über die letzten 10 Jahre, aufgrund ihrer Größe über diese Zeit (~40 TeilnehmerInnen/ Forummeeting von 2006 bis jetzt) eventuell einen guten Schätzer sich dieser Frage für Wien zu nähern. Bedenkt man die Rolle Wiens als Hauptstadt Österreichs und dass der Gedanke, dass Wien auch östereichweit vermutlich mit Abstand die größte Dichte an Parkourausübenden aufweist, so rückt die Frage nach einer realistischen Einschätzung der Trainierendenzahl für Östereich in greifbare Nähe.
    Eine gänzlich andere Verwendung der Zahlen könnte durch die Nutzung wetterbedingter Zusammenhänge erfolgen. Wenn man beobachten kann, dass das Schlechtwetter[5] einen Einfluss auf die Teilnehmerzahl unseres Forummetings hat oder auch Feiertage, dann liegt eine Einschätzung der Teilnehmertendenz eines zukünftigen Forummeetings nahe. Konkret könnte man daher einschätzen ob man sich beim nächsten Forummeeting eher im oberen Bereich der Teilnehmerbandbreite bewegt >50-60 TN oder nicht. Mehr Teilnehmer bedeutet eventuell eine höhere Nachfrage an potentiellen Coaches zum Leiten des Aufwärmens oder zur Abwicklung der Anfängerworkshops. D.h. auch wenn man die letztendliche Teilnehmerzahl des Forummeetings nie genau voraussgen können wird, so gelingt es eventuell abzuschätzen wie sich das Forummeeting tendentiell gestalten wird.
    Wiederum eine andere Verwendung der Daten tritt in Bezug auf die Entwicklung frauenfördernder Maßnahmen ein. Die Frauenrate gibt hier eine gute Information wie es um das Langzeitziel der 50/50 Frauen zu Männern Aufteilung der TeilnehmerInnen steht, die in den weltweiten Parkourcommunities stehts propagiert und angestrebt wird. Somit ergibt sich erstmals ein Nachweis den man zur Entwicklung potentieller Maßnahmen zur Stärkung von Teilnahmen unter Frauen verwenden kann. Interessant wäre außerdem die Information ob Frauen über längere Zeiträume am Meeting teilnehmen oder nur punktuell um danach wieder aufzuhören. Gelingt es diese Information über die Fotos mitzutracken könnte man hinsichtlich frauenfördernder Maßnahmen unterscheiden ob es beispielsweise mehr Werbung oder einer Einstiegshindernis-hemmenden Kommunikation bedarf oder ob man sich innerhalb des Meetings um den Erhalt der Frauenquote durch eine inklusivere Struktur des Meetings bemühen muss.
    Es gibt wahrscheinlich noch mehr Verwendungszwecke dieser Daten. Ideen und Anregungen können an alex@ctc-movement bzw. an marc@ctc-movement gerichtet werden.
    Anhang
    Das Datenfile mit den Basisvariablen inklusive einer Vielzahl an Übersichten, Grafiken und weiteren Darstellungen findet ihr auf: [LINK]
    Glossar
    Holiday: Kennzeichnet ob der Tag ein offizieller Feiertag war oder nicht
    Month: Monat der Aufnahme
    Year: Jahr der Aufnahme
    People: Gesamtzahl der auf dem Bild erkennbaren Personen
    Control-Sum: Kontrollvariable als Hilfe beim manuelen Abzählen der Personen
    Male: Zahl der erkennbaren Männer
    Female: Zahl der erkennbaren Frauen
    Others: Zahl der nicht zuordenbaren Personen
    avg_temp: Durchschnittliche Temperatur in Grad Celsius des Tages an dem das Bild aufgenommen wurde
    avg_rainfall: Durchschnittlichen Niederschlagsmenge in mm des Tages an dem das Bild aufgenommen wurde
    avg_humidity: Durchschnittlichen Luftfeuchtigkeit in % des Tages an dem das Bild aufgenommen wurde
    avg_temp_day_before: Durchschnittliche Temperatur in Grad Celsius des Tages bevor dem Tag an dem das Bild aufgenommen wurde
    avg_rain_day_before: Durchschnittlichen Niederschlagsmenge in mm des Tages bevor dem Tag an dem das Bild aufgenommen wurde
    avg_hum_day_before: Durchschnittlichen Luftfeuchtigkeit in % des Tages bevor dem Tag an dem das Bild aufgenommen wurde
    FM: Forum Meeting Bild ja/nein  -(1/0)
    Girlsjam[6]: Handelt es sich be idem Bild um einen Girls Jam?
    Other: Jahreszeitenjams und ähnliche Events
    Days till next Datapoint: Tage bis zum nächsten Datenpunkt, i.e. bis zum nächsten gespeicherten Foto.
    Comment: Platz für Kommentare
     
      [1]                           Neben dieser Community gibt es Wien noch weitere kleinere organisierte Gruppen an Ausübenden, die wir im Folgenden aufgrund fehlender Daten leider nicht mitberücksichtigen können.
    [2]                           http://www.parkour-vienna.at
    [3]                           Siehe Variable „gaps“
    [4]                           Hier fehlt noch die Betrachtung der Signifikanzniveaus. Außerdem findet ihr im Datenfile mehr dazu.
    [5]                           Ob Wetter „gut“ oder „schlecht“ ist lässt sich nicht rein auf die einzelnen Variablen wie Regenmenge, Luftfeuchtigkeit oder Temperatur herunterbrechen. Zumindest nicht einzeln betrachtet. Vielleicht haben sich aufgrund der einzelnen Betrachtung keine Zusammenhänge nachweisen lassen. Die Idee wäre einen Index zu definieren der festhält, dass ein Wetter nach den Kriterien x,y und z als Gut- oder Schlechtwetter gilt. Liegt die Temperatur in einer Bandbreite von so nd sovielen Grad, liegt die Luftfeuchte bei sovielen % und überschreitet die Niederschlagsmenge so und soviel mm/Tagnicht, dann haben wir „gutes“ Wetter. Eventuell für eine weitere Betrachtung der Daten hilfreich.
    [6]                           Girls Jams sind regelmäßig stattfindende Trainings speziell für Frauen.
     
     
     
  2. murkas liked a artikel by martin, Parkour - risflecting - Jugendarbeit Skriptum   
    Lieber Leser, liebe Leserin,
    im Anhang befindet sich die aktuelle Version meines Skriptums zu Parkour in der Jugendarbeit. In den letzten Jahren ist es beständig gewachsen und hat einige Überarbeitungen erfahren (danke für die Anregungen und Diskussionen) und ich möchte in dieser Form meine Erfahrungen teilen.
    Der Titel „Parkour -risflecting® - Jugendarbeit. Sprünge wagen und landen.“ deutet schon auf die „Brille“ hin, mit der Parkour in diesem Skriptum besehen wird. Diese Sicht ist stark durch meine persönliche und berufliche Laufbahn geprägt und spiegelt sich im folgend Skriptum wieder. Es handelt sich dabei um eine von vielen Möglichkeiten, das Phänomen Parkour zu betrachten. Aber egal wie ausgefeilt die Betrachtung sein mag – Parkour wird erst im Erleben selbst verstanden und das ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich.
    Dass ich auf Parkour gestoßen bin, war erstmal ein glücklicher Zufall:
    Als frisch gebackener Sozialarbeiter, in der mobile Jugendarbeit mitten in Ottakring gelandet, wurde ich von einem Jugendlichen angesprochen, ob ich nicht Parkour kenne... dieses „von Haus zu Haus springen“ und ihn zu einem Training begleiten könnte?
    Damals war auch das Internet noch weniger endlos, Youtube frisch gestartet und Parkour noch kein Begriff der 1,5 Mio Treffer liefert, wenn Google angeworfen wird. So landeten wir schnell beim Forummeeting von Parkour Vienna.
    Um eine lange Geschichte kurz zu machen: den Burschen interessierte es bald nicht mehr, aber ich war in den Bann von Parkour geraten und bin es immer noch.
    Meine Entwicklung als Traceur war also von Beginn an verbunden mit der Frage ob und wie Parkour und Jugendarbeit zusammenpassen können. Wie könnte eine Verbindung aussehen, die beiden Seiten gerecht wird?
    Die letzten Jahre waren eine wundersame Entdeckungsreise, wie sehr beides voneinander profitieren kann. Ganz klar hat sich dabei für mich gezeigt:
    Menschen wachsen an Herausforderungen und diese können gestaltet werden.
    Ich sehe es als eine der Kernaufgaben der Jugendarbeit, junge Menschen bei der Suche, Bewältigung und Reflexion von Herausforderungen zu begleiten.
    Parkour bietet genau das an: Möglichkeiten die eigenen Grenzen zu erfahren und zu erweitern, verbergen sich praktisch überall, es ist nur eine Frage des Suchens.
    Der risflecting® Ansatz machte für mich den Brückenschlag zwischen beiden Gebieten. Dabei handelt es sich um ein pädagogisches Modell zur Entwicklung von Rausch- und Risikobalance (www.risflecting.at). Daher spielt er auch im vorliegenden Skriptum, ebenso wie in meinen Praxisprojekten eine wichtige Rolle.
    Parkour stellt für mich eine Möglichkeit dar, eigene Grenzen zu erforschen und schließlich zu transzendieren. Gerade in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist Parkour ein Geschenk, da sie nicht erst davon begeistert werden müssen, sondern das „You-Tube Spektakel“ und die damit verbundene Sehnsucht nach Rausch, Risiko und Abenteuer ins reale Leben holen können. Als Pädagogen und Pädagoginnen haben wir die Chance wohlwollende Begleiter und Begleiterinnen zu sein, die Riskoräume schaffen und junge Menschen dabei unterstützen ihre Wege durch die Welt zu finden.
    Damit können wir einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit und Entwicklung junger Menschen leisten. Das erfordert von professionellen Begleitern und Begleiterinnen Mut und Haltung zu beweisen, in einer Gesellschaft, die Rausch und Risiko entweder verbietet oder kommerzialisiert. Um es mit den Worten Erwin Ringels zu sagen: „Springen Sie, so oft Sie können, über Ihren Schatten!“
    Was findet sich nun im Skriptum?
    Es beginnt mit meiner „Definition“ und „Geschichte“ von Parkour, von denen ich weiß, dass sie unvollständig sind und dem Phänomen nicht gerecht werden können und dennoch als grobe Orientierungshilfen dienen können.
    Es folgt das Kapitel „Parkour-Philiosophie“ in dem ich auf einige der immer wieder auftauchenden Leitsprüche Bezug nehme und meine Gedanken dazu festhalte.
    Im Kapitel „Parkour & risflecting® – Balance in Rausch und Risiko“ finden sich Überlegungen wie mit dem Rauschpotential von Parkour positiv umgegangen werden kann und warum das selbstbestimmte Eingehen von Risiko im Parkourtraining wichtig für die persönliche Entwicklung ist.
    „To Be and to Last – Nachhaltigkeit in Parkour“ setzt sich mit der Frage auseinander wie Parkour auf lange Sicht zur Gesundheit beitragen kann und was mögliche Stolpersteine auf diesem Weg sind.
    Mit der Wechselwirkung zwischen Traceuren und Traceusen und ihrer Umgebung setzt sich das Kapitel „Parkour und Stadt – Körper und Raum“ auseinander. Da sich Gesellschaft auch immer in der Umwelt abbildet, ist das darauf folgende Kapitel der „Politischen Dimension von Parkour“ gewidmet – etwa der Kritik, dass Städte immer bequemer werden.
    Die Kapitel „Parkour als urbanes Jugendphänomen“ und „Parkour und Jugendarbeit“ versuchen eine Antwort auf die Frage zu geben wie Parkour in der Jugendarbeit verantwortungsvoll eingebunden werden kann und stellen Praxisprojekte vor.
    An dieser Stelle möchte ich DANKE an meine lieben KollegInnen und FreundInnen von CtC und aus dem risflecting-pool sagen – ohne euch wäre mir die Luft schon lange ausgegangen und so manchen Sprung auf dem Weg in Richtung innere Sicherheit hätte ich wohl nicht gewagt.
    Besonders bedanke ich mich bei Tom, Dominik und Alex, die mir bei unserem Parkourtrip nach London einen großen Rucksack an Inspirationen und neuen Ideen mitgegeben haben und immer wieder mal wirre Ideenstürme über sich ergehen lassen ;-)
    In diesem Sinne wünsche ich viel Spaß beim Lesen, mutige Sprünge und gelungene Landungen.
    Parkour Skriptum 2016 - Dworak.pdf
  3. murkas liked a artikel by TOM, Ciné Parkour – Buchrezension   
    Ciné Parkour - „A cinematic and theoretical contribution to the understanding of the practice of parkour“ ist ein, als Doktor-Arbeit „getarntes“ Werk, über die Künste der Fortbewegung. Verfasst von Julie Angel, welche sich selbst als unabhängige Filmemacherin, Künstlerin, Akademikerin und Schriftstellerin bezeichnet (und wohl auch ist).
    Diese wissenschaftliche Arbeit hat ganze 7 Jahre Lebenszeit in Anspruch genommen und ist gespickt mit genauen Quellenangaben und Referenzen. Dies macht dieses Buch zu einer wesentlich wertvolleren Informationsquelle, als das „Hören-Sagen“ des Internets (wie zum Beispiel Wikipedia). Die Informationen dieser Literatur stammen von Interviews aus erster Hand, mit der ersten und zweiten Generation von Parkour-Ausübenden. Auch durch die direkte und intensive Zusammenarbeit in Zuge von Dokumentations-Filmen und Werbe-Drehs, hat Julie Angel einen unverwässerten Einblick in diese Szene erlangt.
    Julie ist heute keine unbekannte mehr in der Szene, denn spätestens mit Ihrem Youtube Channel (Slamcamspam) hat Sie hundert-tausenden Interessierten eine direkte Einsicht und erleichtertes Verständnis dieser Kunst anbieten können. Auf Youtube gab es vor einigen Jahren sogar eine spezielle Aktion, an der ein Tag lang nur Videos von Ihrem Video-Channel auf der Frontpage der Video-Plattform zu sehen waren.
    Das Buch selbst ist in englisch geschrieben (es gibt keine deutsche Übersetzung) und beinhaltet insgesamt etwa 300 Seiten. Davon sind ca. 230 Seiten Text, 70 Seiten Referenzen & Bewegungsbeispiele, aber auch einige (schwarz/weiss) Bilder bzw. Bilder-Serien lockern zwischendurch immer wieder auf bzw. erklären optisch beschriebene Situationen. Ganz am Ende befindet sich eine Timelime („Terminology Timeline“ & „Parcour Timeline („key-events“)), die für mich persönlich sehr aufschlussreich war.
    Dieses Buch basiert auf Interviews mit den Wurzeln der Parkour-Geschichte, also David Belle und weiteren Mitgliedern der Yamakasi Gruppe, aber auch weiteren Traceuren der sogenannten „2nd Generation“. Als besonders starke Informationsquelle kristallisiert sich die Zusammenarbeit mit Parkour Generations (ParkourUK) und deren Mitglieder heraus, was Julie Angel selbst auch als „Eureka moment“ beschrieb. Sie hat sich in diese Szene vertieft und ein starkes Verständnis entwickelt, welches Sie in diesem Werk teilt.
    Generell handelt es sich um die Beschreibung/Interpretationen von Ereignissen und Momenten der persönlichen Parkour-Erfahrungen einer Person, die anfangs keine wirkliche Ahnung der Thematik hat – so wie jeder von uns, der mit Neuem konfrontiert wird. Für Erklärungen wird oft auf weitere wissenschaftliche Arbeiten bzw. Texte referenziert, es bleibt aber immer genügend Luft, für eigene Interpretationen und Ansichten.
    Es zeigt den Weg einer Künstlerin, die sich professionell und möglichst objektiv mit dem Thema auseinandersetzt und auch nicht davor zurückschreckt, es selbst aktiv auszuüben. Sie selbst gibt auch an, nur durch die aktive Ausübung einen kompletteren Eindruck darüber erhalten zu haben und auch mit der Zeit einige Erfahrungen und Bekanntschaften (bzw. deren Einstellung bei gewissen Themen) in Frage gestellt zu haben, die Sie anfangs als gegebenes Faktum sah.
    Le parcours, l'art du déplacement, parkour and freerunning, a historcal overview (Seite 9-45)
    Anfangs wird versucht zu erklären, wie es zur Entstehung dieses kulturellen Phänomens kam. Diese Entwicklung, die bereits 1986/87 startete und sehr stark mit David Belle und der Beziehung zu seinem Vater in Verbindung stand. Geschichten von seinem Vater (Raymond Belle), welcher als 'force of nature' (von weiteren Familien-Mitgliedern) beschrieben wurde und das Ziel von David, hier eine zeitlose Verbindung mit Ihm zu schaffen.
    Die Einflüsse der Méthode naturelle („be strong to be useful“), die Einstellung der jungen (sehr kleinen/exklusiven) Gruppe der Ausübenden, die Entwicklung von Einzelbewegungen zu Kombinationen und deren anfangs besonders „harten“ Trainings-Methoden. Auch Fantasie und Vorstellungsvermögen hatten damals einen enorm starken Einfluss auf die Entstehung, neben dem physischen Aufbau des Körpers, was Ihnen in Ihrem harten Umfeld der Pariser Vororte einen wertvollen Vorteil brachte.
     
    Schon hier beginnt das Infragestellen von bestimmten Definitionen und Begriffen rund um den Begriff „Parkour“.
    (...)of this relatively new activity and cultural phenomena that began to evolve circa 1986/7 (Seite 10)
    David heard his grandfather's stories: „Your father is a 'force of nature', he did some incredible things“. (…) the hero-figure with super-human abilities was very present in David's imagination through his interests and information regarding his father (…) (Seite 17)
    You maybe able to do a jump when you have warmed up or are comfortable he told his son, but will you be able to perform the same jump with no preparations under duress? This was the mental and physical preparation, „be strong to be useful“ (Seite 20)
    The group believed that if faced with two options, one should take the hardest route as nothing will be learnt from taking the easy route (Seite 23)
    Yann Hnautra, David and Williams Belle all compare this stage of learning to that of a child first learning to speak, then progression to sentences, stories and finally the creative application of these skills to formulate poetry. This art was not only a method of exploring the self, it was also a tool for self-expression. (Seite 25)
    Yann reflected that they wasted a lot of time in their training and could have been 'softer' in what they're doing. (Seite 26)
    Stephane Vigroux also recalls that in this very early period the levels of risk they undertook were akin to madness; claiming they could have died at least ten times a day. (…) However, for all the potentially fatal risks they took, they were never seriously injured beyond cuts, bruises and strains.
    (...)it was not enough to be able to do it, it was 'do it, do it well, do it well and fast' (Seite 27)
    (…) despite the repetition of severe levels of impact there are no knee or joint injuries among them. They are all active and are still training in varying degrees. (Seite 30)
    Chau Belle-Dinh: „You do parkour, l'art du déplacement, motion art, freerunning, it's the same thing, your heart, your 'way' is very important“ (Seite 37)
    Documenting Movement: a shared participatory ciné parkour (Seite 45-123)
    In diesem Teil des Buchs handelt es sich um den Einstieg in die cineastische Perspektive von Parkour, mit den ersten öffentlichen Bildern dieser Fortbewegungsform. Für mich selbst war es zum Beispiel neu, dass es sich um das erste Video welches ich im Zusammenhang mit Parkour gesehen habe („Speed Air Man“ – mit ersten Aufnahmen in 1998) um ein Showreel handelte, für die Teilnahme am Hollywood-Film Spiderman aus 2002. Angeblich war es nie geplant, dass dieses Showreel veröffentlich wird und es hat selbst seinen Einfluss auf die generelle Verwirrung verursacht, wieso bei einem als „Parkour“ in Zusammenhang gebrachten Video vom „Erschaffer“ selbst akrobatische Elemente zu sehen waren.
    Es wird beschrieben wie es zum Begriff „Freerunning“ kam, warum ihn Sébastien Foucan statt Parkour verwendete, wie der Regisseur von Jump London und Jump Britain (Mike Christie) seine Dokumentationen sieht, wie Julie Angel's erste Eindrücke von Parkour waren, usw.
    Besonders der Unterschied von kommerziellen Produktionen, im Vergleich zum täglichen Training werden hier genau vor Augen geführt. Die Sicht der Öffentlichkeit, welche meist nur die kurzen spektakulären Action-Sequenzen kennt und eigene Erfahrungen beim Einsteig in diese eigene Kultur/Gesellschaft.
    Der enorme Einfluss auf das öffentliche Bild von Parkour, in Bezug auf die schieren Massen an Videos, welche tagtäglich auf Video-Portalen hochgeladen werden und im Gegenzug dazu, die reservierte Haltung von (teilw.) introvertierten Traceuren der ersten Stunde(n). Julie geht auch genau auf die Entstehung und Wirkung Ihrer Dokumentationen wie z.B. „Jump Westminster“ ein, womit Sie auch einiges an Aufsehen erregte.
     
    The video Speed Air Man was an attempt to be involved in the 2002 film Spiderman (Seite 37) created in 1998 (Seite 54)
    The source of the initial conflict seems to stem from acrobatics being seen as a fun and optional act that does not align itself with the functionality and utilitarian ideal of being 'strong ti be useful' (Seite 37)
    David Belle: „There are not different kinds of parkour: someone who can fight – a real fighter – can fight on the ground, small, big, anywhere, parkour is the same; you must adapt. You adapt to everything that's around us here. There are not derivatives, then acrobatics are different, you can do it here but you can't do it for an hour, but you can do parkour and discover your surroundings for a long time“ (Seite 39)
    Sébastien Foucan, used the term parkour for several years then chose to create freerunning after appropriating the term that had been used a s a direct translation for parkour in the documentary Jump London. (Seite 39)
    Mike Christie, the writer and director of Jump London, exemplified this commercial approach when he discussed some of the constraints and realities of his documentary. He stated that, with regards to what was shown and the locations and structures where traceurs did parkour for the benefit of the documentary, if the traceurs had their own way.“they wouldn't have been doing parkour on them“ (Seite 53)
    (…) Jump London was an example of the mainstream media's perspective of parkour, representations of parkour within it's own culture were equally spectacle and performance led (…) (Seite 54)
    Ruby:„The agendas of people representing a culture in which they are native have to be different from those who are not. Once it is acknowledged that no one can speak for or represent a culture, but only his or her relationship to it, then a multiplicity of viewpoints is possible and welcome – some from within and all the marvelously grey areas in between“ (Seite 54)
    Seeing parkour first-hand was disappointing. After all, I had only witnessed the stylized television spectacle of the skills demonstrated by the first and second generation French traceurs in Jump London and Rush Hour. (Seite 56)
    Julie Angel: During my participation in parkour over the past six years I have suffered one injury; a sprained ankle that was caused from slipping on a mat in an indoor training session. (Seite 67)
    As a result of doing (at a constantly low level) and observing parkour, I acquired parkour vision and experienced an increase of personal confidence as well as changes in my perception and relationship to my environment. I had never before felt enthusiasm for railings, the placement of small walls in alignment with other walls, whether the height of a wall was sufficient for me to attempt and work towards completing a wall run. Areas I previously avoided , associating them with crime and anti-social behavior , were now havens of activity, possibility, challenges, effort, engagement, concentration and joy, replacing fear and passivity with positive emotions and activity. (Seite 70)
    The concern of the moments of relevance became clearer the more I experienced parkour. The sound of the movements and landings in particular were important indicators of the skill and competence of the traceur. (Seite 71)
    In my experience of being involved with commercial parkour productions, I saw many accidents occur due the use of crash mats, not directly because of the risk of parkour. The soft landings and slippery surface of the mats make it easy for people to twist their ankles of slip on landing. Rarely did the traceurs ask for a crash mat on commercial productions, if they did, it was because they were tired and having to perform the move as part of their job. Traceurs do not take unnecessary risks, it is not in their interest to want to injure themselves. (Seite 75)
    There had been a great increase in the number of videos posted on the internet of people showing their biggest most impressive jumps. Stephane and many of the experienced French traceurs saw this as reckless and dangerous. Their motivation for doing parkour and their vision for it hat not stemmed from a desire to impress or share with the world on the internet their most recent achievements. They had to gradually built up their skills over a long period of time. (Seite 86)
    He (Stephane Vigroux) was also heavily influenced by Williams Belle wo had shown him a more compassionate and inclusive approach to training and teaching the discipline, promoting the idea of a 'non violent' way, compared to David Belle's. (Seite 87)
    (…) a video tagged with the word „parkour“ is currently (2009) uploaded every 20-30 minutes (Youtube). (Seite 94)
    Jump Westminster: The project was the first of its kind in the country and Forrest and Dan were keen to demonstrate how parkour could be a positive force for change in their lives of these young people, countering parkour's media identity as an activity of dramatic roof-jumping and wreck less stunts. (Seite 97)
    Jump Westminster: (…) As a result of this, substantial funds have been secured for a permanent parkour park built in Westminster in 2011 and the creation of National Governing Body, ParkourUK; Eugene Minogue, Stephane Vigroux, Dan and Forrest are all involved. (Seite 99)
    Visions (film): One sees a challenge – nobody is sure if it's achievable – but they all attempt it and contribute to finding solutions for it. Slowly each attempt enforces the reality that the challenge is achievable, guiding and helping one another until eventually it is accomplished. (Seite 103)
    Through my extended exposure to the experienced traceurs I became increasingly aware of the elements of suffering and hard work that existed in their practice. It was always, when outside of their comfort zone, that they felt their training began. (Seite 107)
    Whilst I intended for the films to be parkour led , this was not achieved until I had a more complete understanding of the discipline. (Seite 118)
    Theorising the practice of parkour (Seite 123-195)
    In diesem Part gibt es einen tieferen Einblick in Parkour und das Verständnis dahinter. Es haben sich bereits viele Kluge Köpfe mit Trend-, Extrem-, und Nischen-Sportarten beschäftigt, auf die regelmässig referenziert wird. Aktiven wird hier ein wenig vor Augen geführt, wie sie von aussen gesehen werden und dies bietet viel Potenzial zur Reflektion.
    Hier ist besonders das gute Verständnis dieser Kunst erkennbar, welches Julie über die vielen Jahre entwickeln konnte. Das (positive) Verhältnis von Akteur zur Umgebung kommt hier genauso vor, wie die eher kontroverse („No ball games culture“) Einstellung der Gesellschaft. Viele Zitate von Stephane Vigroux zeugen auch von seiner ausgeglichenen Einstellung (und viel Know-How) zu Parkour und werten teilweise eher trocken-nüchtern wissenschaftliche gehaltene Teile wieder sehr auf.
    Interessant fand ich persönlich zum Beispiel den Vergleich von Parkour mit 'pre-modern sports', bei dem Versuch es ein wenig zu kategorisieren. Bekannte Begriffe wie zum Beispiel die sogenannte 'parkour-vision' werden erklärt und auch für Aussenstehende verständlich wiedergegeben.
    Historically parkour is part of a larger tradition if practical alterity or a culture of 'otherness'; expressions that could be interpreted as physical, spatial, emotional and social resistance in urban practices; subversions that make us use of spaces and architecture in ways which they were not originally intended. (Seite 124)
    The environment is the friend, the challenger, and co-player in the parkour game , aiding the exploration of the limitations of body and mind. (Seite 136)
    Traceurs do not see their actions as destructive or threatening, they feel it is their right to move freely and they should not be limited to the existing routes and see their relationship with the environment as a positive one. (Seite 143)
    As well as a general philosophy of parkour being non-destructive and not affecting the built form, it is their aim to form a harmonious relationship with the environment. (Seite 143)
    With the heightened awareness of the environment for their own use, traceurs feel somewhat misunderstood by the public when their actions are deemed to be destructive. (143)
     
    The „No ball games“ culture (Seite 149)
    The traceur is a continual work in progress recreating themselves through a constant process of creativity and invention. Parkour can be seen as a transformative lifestlye; set of ethics or an art (Seite 153)
    Stephane Vigroux expressed that for him, parkour was an art with the ability to create something from nothing (…) (Seite 153)
    Dan Edwardes believes, „You can't hide in parkour, you can't fake it really, you can't hide from yourself when you are training. When you go out and train, every single time it's like looking at yourself in the mirror and immediately getting feedback, on where you are that particular day; where you are physically, mentally, if you are injured, feeling sick, if you're not quite up for it. It really tests you every time you train.“ (…) (Seite 154)
    As Stephane Vigroux stated in Le Singe est de Retour, the jumps he has to do now to experience the same kind of feelings he had when he was starting parkour need to be much larger, constantly challenging his fears and physicality in the act of parkour. (Seite 157)
    Parkour is a means of dialogue, a way of thinking, experiencing and being in a connection of the external world and connection to a parkour tradition, lineage and culture of parkour peers and fellow practitioners, regardless of how young the discipline is. (Seite 169)
    Marano: „The opposite of play isn't work, it's depression“ (Seite 178)
    According to Guttmann's categories, parkour is a 'pre-modern sport' born out of modern times that chooses the environment and self to be a co-player in the activity. (Seite 185)
    The Parkour Paradox, co-option for spectacle and institunalisation( Seite 195-231)
     
    Im letzten großen Teil wird auf Parkour als 'performance-spectacle' eingegangen. Heisse Themen wie Competitions und große Events werden hier genauso thematisiert, wie speziell gebaute Parkour-Parks (mit einigen interessanten Beispiel-Bildern). Events wie der Barclaycard World Freerunning Championship und MTV Ultimate Parkour Challenge werden genauer erläutert, mit einigen (teilw. sehr lustigen) Einsichten von Teilnehmern.
    Im Vergleich dazu wird auch das „Parkour Rendezvous“ Event beschrieben und der Grund wieso ParkourUK mit Ihrem A.D.A.P.T. Kurs-System starteten. Bei den Parkour-facilities wird auf die potenzielle Gefahr hingewiesen, dass hier bei reiner Indoor-Aktivität bzw. der Ausübung an speziell gebauten Orten Parkour aus dem Auge der Öffentlichkeit verschwinden könnte. Damit würde Parkour einen wichtigen Antrieb für das zurück Erobern des öffentlichen Raums verlieren.
    Auch hier wird auf die Mindset-Einstellung von Parkour- und Freerunning-Ausübenden eingegangen, dass mit einem Zitat von Stephane wieder schön viel Raum für eigene Interpretationen gibt.
    Barclaycard World Freerunning Championship in 2008 => very negative community reactions (youtube comments deactivation) (Seite 200)
    The big cheers always come from the performance of a backflip, or a spinning twisting; freely moving body in space. Very few specific parkour moves, such as 'catleaps' or precisions' warrant such celebration due the lack of understanding of the skill needed to execute them. (Seite 202)
    Stephane Vigroux „For the moment the problem is that we have a misunderstanding of what it really is. It's not just about doing a backflip to impress your friends“ (Seite 203)
    MTV Ultimate Parkour Challenge (I don't care who wins attitude) (Seit 204)
    Parkour Rendezvous (Seite 209)
    Parkour Generations see the event as a way to legitimize their activities as a training methodology rather than being viewed as reckless performance stunts carried out by adrenaline junkies. (Seite 211)
    Parkour's popularity has resulted in greater demands for instruction on how to start and/or progress in parkour safely. (Seite 214) A.D.A.P.T & ParkourUK
    Parkour indoors becomes private and invisible to the public (Seite 218)
    Parkour facilities (...)somewhat of an anti-parkour thing to do(...) (Seite 221)
    The values that underpin parkour are more aligned with selfless, noble acts of heroic functionality and diminishing the fear while the newly coined term freerunning is less about valor and bravery, than visibility and leisure, a freedom of expression. (Seit 227)
    As Johann Vigroux stated when reflecting on the changing faces and representations of parkour over the past seven years (…), there is no right of wrong to what is or isn't parkour. (Seite 229)
    Zusammenfassung:
    Ich kann dieses Buch absolut jedem empfehlen. Personen die einen tiefen Einblick in Parkour erhaschen wollen, werden mit dieser professionellen Arbeit eine absolute Freude haben. Wer der englischen Sprache halbwegs mächtig ist, bekommt hier einen kompletten Überblick über die Entstehung, die Werte, die potenziellen Probleme und viele Weisheiten von sehr Erfahrenen Akteuren, rund um die Thematik.
    Es wird hier nicht trocken eine Bewegung nach der Anderen erklärt, es werden keine Trainings-Beispiele gegeben (z.B. so kann man etwas in der Halle aufbauen) und es werden keine unwiderlegbare Definitionen gemacht.
    Ich ziehe meinen Hut vor der Arbeit von Julie Angel und Bedanke mich an dieser Stelle im Namen der kompletten Community. Ich hoffe, dass mit diesem Werk einige brennende Fragen beantwortet und viele neue Fragen zu dieser Bewegungskunst dadurch entstehen – was doch auch ein wenig den Reiz ausmacht.
    Wer Interesse an dem Buch hat, kann es sich um 22€ auf Amazon bestellen.
  4. murkas liked a artikel by Dominik Simon, Beweglichkeitstraining - Dehnen/Stretching/...   
    Können wir noch ein bisschen dehnen? - Ja, bitte! Nein, das bringt nichts!
    Wann soll ich dehnen? - Vor dem Training! Nein, nach dem Training!
    Wie weit soll ich dehnen? - Wie lange soll ich dehnen? - Was bringt das überhaupt? - .....usw.....
    Fragen über Fragen! Jeder denkt darüber nach, jeder fragt nach, jeder googelt .... Doch jeder landet bei einem anderen Ergebnis?!
    All dies hat mich jetzt dazu veranlasst diesen Artikel zu starten. Prinzipiell kann gesagt werden, dass hier die Meinungen sehr stark ausseinander gehen, aber Grundprinzipien beachtet werden können. Ich halte mich jetzt sehr stark an das Buch "Optimales Training" von Jürgen Weineck und versuche nun einige Dinge so gut wie möglich zusammen zu fassen.
    Beweglichkeit? Was ist Beweglichkeit?
    "Beweglichkeit ist die Fähigkeit, Bewegungen mit großer Schwingungsweite selbst oder unter dem unterstützenden Einfluss äußerer Kräfte in einem oder in mehreren Gelenken auszuführen zu können."
    Beweglichkeit setzt sich durch Gelenkigkeit (Gelenksstrukturen) und der Dehnungsfähigkeit (der Muskeln, Sehnen, Bänder und der Kapsel) zusammen.
    Außerdem ist sie stark abhängig von Alter und Geschlecht: Weiblich > Männlich - Jung > Alt

    Was bringt Beweglichkeit?
    Eine optimale Beweglichkeit führt zu einer Optimierung des Bewegungsflusses und erweitert das Spektrum der möglichen sportartspezifischen Bewegungstechniken.
    Sie kann sich positiv auf die konditionellen Faktoren (Kraft, Schnelligkeit und Koordination) einwirken.

    Mehr Beweglichkeit = Weniger Kraft?
    Kraft und Bewegleichkeit schließen sich NICHT gegenseitig aus. Bei einer größeren Beweglichkeit kann sich sogar der Ausnutzungsgrad der muskulären Kraftleistungsfähigkeit erhöhen (z.B. durch verlängerte Beschleunigungswege).
    Verkürzte und unzureichend dehnfähige Muskeln haben eine verringerte Kraft.
    Kraft und Beweglichkeit sollten immer parallel trainiert werden.

    Beweglichkeit als Verletzungsprophylaxe
    Eine geförderte Beweglichkeit führt zu einer hohen Elastizität, Dehnbarkeit und Entspannungsfähigkeit der beteiligten Muskeln und Sehnen und hat damit eine bessere Belastungsverträglichkeit. (vor allem zur Prophylaxe von Muskelzerrungen und Muskelfaserrissen)
    Regelmäßiges Dehnen kann langfristig eine Muskelverkürzung (mit dessen negativen Folgen) verhindern.

    Was bringt Dehnen?
    Beweglichkeitsverbesserung. Wieso die gut ist -> siehe oben.
    Muskeltonus (=Muskelspannung) Verminderung -> Entspannung, Verkürzungsprophylaxe
    Bessere Durchblutung -> bessere Regeneration

    Dehnungsvarianten
    Es gibt sehr viele unterschiedliche Dehnungsvarianten (aktiv/passiv - statisch/dynamisch - streching).
    Prinzipiell kann gesagt werden:
    VT aktives Dehnen - Durch Einsatz der Antagonisten (Gegenspieler des Muskels) wird dieser auch zusätzlich gekräftigt
    NT aktives Dehnen - Durch abruptes, schwunghaftes Einwirken des Dehnungsreizes -> höheres Verletzungsrisiko
    Prinzipiell kann nicht unbedingt gesagt werden, welche Variante die Beste sein soll. Verschiedenes ausprobieren, nicht nur aktiv und nicht nur passiv dehnen.

    Vor dem Dehnen
    Nicht direkt mit dem Dehnen anfangen. Leicht aufgewärmt beginnen. Vielleicht 5 min. locker laufen, um den Körper vorzubereiten.

    Während dem Dehnen
    Ruhig und tief atmen! Keine Pressatmung! Pressatmung erhöht die Spannung, welche durch das Dehnen verringert werden sollte. Regelmäßige und ruhige Atmung hat eine zusätzliche detonisierte (entspannende) Wirkung.
    Dehnungspositionen langsam einnehmen (innerhalb von ca. 5 Sekunden)
    Statische Dehnpositionen mindestens 10 bis 60 Sekunden halten
    Pausen nützen mit Entspannungs- und Lockerungsübungen (z.B. durchschütteln)
    Die Intensität der Dehnung sollte im Verlauf zunehmen
    Verspüren eines leichten Ziehens im Muskel ist normal -> ACHTUNG: Sollte KEIN Schmerz sein!

    Einsatzzeitpunkt - Speziell
    Bei Maximalkraft-, Schnelligkeit-, Schnellkraftsportarten (Achtung! Auch Parkour!) hat sich das Stretching VOR dem Wettkampf/Training als negativ herausgestellt. Es kann hierbei zu einer Abnahme der Leistung und des Wachheitszustandes kommen. Es kann weniger Schnellkraft entwickelt werden (z.B. bei Sprüngen). D.h. wenn eine Dehnung gewünscht ist, dann eher dynamisch dehnen (da hier Bewegung initiiert wird) und 15-20 Minuten vor Leistungsabruf - dazwischen noch mit anderen Aufwärmübungen "pushen"!
    NACH hochgradiger Überlastung (z.B. 400 m Lauf) nicht lange statisch dehnen, da hierbei Blutgefäße komprimiert werden und die Durchblutung gestört wird. Eher nur eine bis einige Sekunden zur Entspannung dehnen.
    NACH intensivem bzw. exzentrischem Training sollte das Dehnen eher vermieden werden, da hierbei aus Mikroverletzungen durch den zusätzlichen Reiz eine Makroverletzung werden kann.

    Wann verbessert sich meine Beweglichkeit?
    Es gibt eine sofort sichtbare Beweglichkeitsverbesserung, welche bis zu 48 Stunden nach dem Dehnen ersichtlich ist
    Eine dauerhafte Erhöhung ist ein Prozess, der mehrere Wochen benötigt
    Optimal wäre eine ganzjährige, tägliche Flexibilitätsarbeit

    Bewegungstraining sollte nicht vom eigenen Training ausgeschlossen werden und bedarf einer gewissen Aufmerksamkeit!
    Mir ist klar, dass ich bestimmte Aspekte nur grob angeschnitten habe (aus Zeit- und Übersichtsgründen).
    D.h. falls euch etwas fehlt, bzw. noch näher erläutert werden sollte oder ihr neue Erkenntnisse aus dem Bereich vorzuweisen habt....und ja es könnten sich auch Tippfehler versteckt haben....immer her mit den Kommentaren!!!
    Der Text ist dynamisch und kann noch wachsen ;-)
    Viel Spaß damit!
    lg Dominik
    Bild zur Verfügung gestellt von Robert Schild - www.le-traceur.net

Parkour-Vienna

Gegründet im Sommer 2004, online seit 01/2006.
Parkour-Vienna.at ist das read-only Archiv der größten Parkour-Plattform im deutschsprachigen Raum und Grundstein der österreichischen Community.
Seit 2021 ist Parkourvienna.at die aktive Community-Plattform.
Parkour-Austria.at bietet geleitete Trainings/Workshops und ist die Anlaufstelle, für professionelle Anfragen.