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martin

Öffentlicher vs. privater Raum

@parkour & tagger szene:

ich stimme mit rude nicht überein dass es keine verbindungen zwischen den beiden szenen gibt

in beiden szenen geht es darum die stadt aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Orte bekommen dadurch andere Bedeutungen zugeschrieben. Bisher unbeachtete Attribute der Stadtarchitektur rücken plötzlich in den Vordergrund (für Parkour u.a. Wände, Mauern, Geländer... für Sprayer: geeignete Sprayflächen...).

Beide Szenen bewegen sich in einer rechtlichen Grauzone (wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß) und sind mit der Frage konfrontiert: Wem gehört der öffentliche Raum?

Beide Szenen nutzen den öffentlichen Raum anderes als was gemeinhin als "normal" gilt.

In beiden Szenen geht es um Kreativität.

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alter schulkollege von mir hat zehntausende ATS zahlen müssen, für das streichen von besprayten fassaden... keine ahnung welche grauzone du da kennst, mir ist keine bekannt => illegal und sonst nix

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@tom:

die frage die sich sehr wohl stellt ist die definition von öffentlichem eigentum und wer es wie nutzen darf

jurisitisch scheint die sache erstmal ziemlich klar:

wer dafür zahlt, darf bestimmen ob ne Mauer besprayt/bemalt etc. werden darf

was ist aber etwa mit freistehenden Mauern, ungenutzten/unbewohnten Gebäuden, Brückenpfeilern (zb bei Autobahnen) oder bei Flächen deren Besitzer nicht eroiert werden kann?

Wo fängt das Recht auf Eigentum an und wo hört die Freiheit der Kunst und das Recht freie Meinungsäußerung auf?

Und vor allem: Was bedeutet eine enge Auslegung der geltenden Rechtsordung in Verbindung damit, dass es in Städten immer weniger Freiflächen gibt, während immer größere Flächen der Stadt in privaten Händen sind und mit Werbung zugepflastert werden die das Ziel hat uns zu mehr Konsum zu bewegen?

Zu einigen Fragen hab ich für mich teilweise Antworten, bei anderen bin ich selbst ziemlich ratlos, da ich nicht glaube, dass sie einfach zu beantworten sind

Für mich sind das wesentliche Fragen des Zusammenlebens, denn wenn wir das zB Eigentumsrecht (in manchen Fällen auch die Straßenverkehrsordnung, wenn wir etwa auf Randsteinen, Gehwegen, Baugerüsten über einem Gehsteig, ... trainieren) etwa ganz eng auslegen, übertreten wir beim Ausüben von Parkour auch rechtliche Grenzen und könnten mit diversen Verwaltungsstrafen belegt werden

genauso kanns auch einem von uns mal passieren zu Reinigungskosten für eine Mauer, etc. verurteilt zu werden

Auf die Spitze getrieben könnte das bedeuten: es werden einfach in jeder Stadt Parkour-Parks gebaut, dort zahlt man 5 € Eintritt für ne Tageskarte, für 3 € extra bekommt man ein paar Fotos dazu und überall pickt das Red Bull/Coca Cola/Kalenji/wasauchimmer - Logo drauf, dann ist man wenigstens rechtlich auf der sicheren Seite und kann außerdem seinen wertvollen Beitrag als Konsument leisten...

ich möchte mit diesen überlegungen nicht den thread sprengen und du hast recht, dass es vom Thema abweicht - fühl dich frei es in einen anderen Threat zu verschieben wenn du denkst dass es hier zu viel ist

lg martin

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Jede Umgebung soll bei Parkour Respektiert werden...

Beschädigen soll man da und da nichts, und wenn nichts beschädigt wurde, Privatsphäre eingeschlossen, kann einem denk ich mal nichts vorgeworfen werden oder?

Meinerseits Back to Topic:

Ich versteh troz der vielen Erklärungen den Inhalt nicht :(

kann mir das nochmal jemand in kurzen Sätzen erklären?

Edit:

A ne, es gibt irgendwas gegen betreten privaten eigentumes auch oder? bin mir grade nicht sicher.

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@tara

nö, die gedanken geistern mir schon länger durch den kopf :)

@eAgL3:

ich halt Respekt vor der Umwelt (im Sinne von Umgebung & Menschen) ebenfalls für einen wichtigen Aspekt von Parkour

aber ich finde Respekt vor der Umwelt muss nicht zwingend gleich sein wie die herrschenden Normen:

eine Parkbank ist zum Sitzen da, net zum drüberspringen

eine Stange ist zum Anhalten oder zur Begrenzung da, nicht zum Balancieren

und genauso wie mit diesen informellen Normen verhält es sich auch mit manchen gesetzlichen Regelungen:

Ein Besitzer darf bestimmen was mit seinem Grundstück geschieht, wer sich dort aufhält, was gemacht wird - soweit so einleuchtend

gleichzeitig kommt es aber in Städten (auch in Wien) zu einer zunehmenden Kommerzialisierung des öffentlichen Raumes - sprich öffentliche Flächen werden an Firmen verkauft bzw. auf Konsum ausgerichtet. Sie bekommen einen Besitzer. Dieser kann dann rechtlich gedeckt alleine über diesen Platz bestimmen und zB unliebsame Besucher des Platzes verweisen. Unliebsam kann etwa heißen: kauft nichts, spielt Ball, ist zu laut, macht Musik, springt über Mauern & turnt auf Stangen...

Geschieht zum Beispiel mit: Bahnhöfen, Plätzen (Paradebeispiel: Potsdammer Platz in Berlin), Einkaufsstraßen

um auf deine Frage zurückzukommen: Auch wenn du keine Privatsphäre verletzt (zB im Museumsquartier oder bei Einkaufszentren) und dabei auch nix beschädigst, kann dir vorgeworfen werden, dass du gegen die "normale" Nutzung verstößt und dich entfernen musst.

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@ martin

versuch das mit der rechtlichen grauzone bzw. deinen idealen mal den leuten zu erklären deren hauswände, lkw's, wagons, usw. beschmutzt/besprayed werden

....und das mit parkour zu vergleichen, wo explizit darauf geachtet wird seine umwelt nicht zu verändern und sie zu respektieren, ist für mich milde gesagt daneben

die problematik mit den beschmutzten wänden besteht.... keine frage... aber dennoch hat dies für mich keinen zusammenhang mit der tagger szene

das argument mit der straßenverkehrsordnung zieht meiner meinung auch nicht... dann müsste jeder jogger, inline-skater und konsorten auch zur kasse gebeten werden.... wir sind schlicht "auffälliger", da unbekannter und exklusiver

für mich (und das gesetzbuch) ist tagging schlicht mutwillige sachbeschädigung und das ist gut so

parkour hingegen ist körperliche ertüchtigung und kein richtiger traceur würde auf die gedanken kommen, seinen fußabdruck (oder sonstige spuren) irgendwo mutwillig zu hinterlassen

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weder parkour noch tagging sind nach unserer rechtsordnung ausdrücklich verboten. wohl sollte man aber umsichtig mit fremden Eigentum umgehen.

von meiner seite ein kleiner einblick ins österreichische Strafgesetzbuch:

§125 StGB: Wer eine fremde Sache zerstört, beschädigt, verunstaltet oder unbrauchbar macht, ist mit Freiheitsstrafe bis zu 6 Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 360 Tagessätzen zu bestrafen.

Dieser Paragraph ist sehr allgemein gefasst und kann Traceure/eusen [ ;) ] sowie tagger treffen. Besonders vorsichtig sollte man als Traceur und Tagger bei Denkmälern und Einrichtungen der öffentlichen Sicherheit sein; da ist das Strafmaß noch erhöht.

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sry für meine Unwissenheit, aber was sind 360 Tagessätze? kenn mich da noch ned sooo aus

@Martin

In welchem gesetz steht geschrieben das eine Bank zum Sitzen da ist?^^

Ich lieg auch manchmal drauf :P

aber ernsthaft, nur weil es die meisten fürs sitzen nutzen, heißt es nicht das man nicht was anderes(was es nicht unbrauchbar macht) damit anzustellen.

Ps.: wurden diese Posts aus dem Architekturbereich kopiert oder hab ich einfach zuwenig geschlafen?

ich schrieb nämlich in meinem Post auch noch folgendes:

"Meinerseits Back to Topic:

Ich versteh troz der vielen Erklärungen den Inhalt nicht :(

kann mir das nochmal jemand in kurzen Sätzen erklären? "

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ja, das thema wurde gesplitted

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360 Tagessätze heisst soviel wie einen bestimmten Betrag der zu Zahlen ist am Tag.

Das ganze wird an deinem Verdienst gemessen. (Weil das Gesetz ja nicht weiss wieviel du verdienst hat man sich für diese Lösung entschieden)

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@eAgL3:

es steht in keinem gesetz ausdrücklich geschrieben, dass eine Bank zum sitzen da ist. Was es jedoch gibt ist "unsachgemäße Nutzung" - bitte frag mich nicht wo das im Gesetzbuch steht. Auf jeden Fall wirst du solche Passagen zB in der Hausordnung von Bahnhöfen finden.

Auf ner Bank zu liegen oder sogar zu schlafen kann etwa als solche ausgelegt werden und zu einem Verweis durch Ordnungskräfte führen (wer Beispiele dafür sucht dem kann ich die regelmäßige Lektüre des "Augustin" empfehlen, in dem solche Verweise immer wieder thematisiert werden).

Folglich lehn ich mich mal aus dem Fenster und sag, dass wahrscheinlich auch das überwinden von Bänken und Tischen mit verschiedenen Parkourtechniken eine unsachgemäße Nutzung darstellt.

Sachgemäß ist wofür das Ding entworfen & hingestellt wurde - und zwar dafür wofür es die meisten nutzen. Die Art wie es zu nutzen ist wird also durch gesellschaftliche Normen bestimmt.

Sich diesen Konventionen nicht zu unterwerfen, sondern bewusst Grenzen (ob physisch oder gesellschaftlich) zu überwinden ist in meinen Augen eine der großen Stärken von Parkour.

@tom

Was die Straßenverkehrsordnung angeht:

Inline-Skater, Skateboarder, etc. werden immer wieder mal abgestraft, im Fall der Inlineskater schaffte es das Thema vor ein paar Jahren sogar bis in die „Krone“. Es gibt nach der Straßenverkehrsordung sogar Urteile gegen Leute die herumgestanden/gesessen sind und „den Fußgängerverkehr behindert“ haben. (Auch hierzu gibt’s einige Artikel im Augustin www.augustin.or.at). Für mich ist das Argument somit nicht zu weit hergeholt.

Vergleich Parkour & Graffiti:

Du hast recht, dass es einen großen Unterschied im Umgang mit der Stadt gibt. Graffiti verändert die Stadt visuell. Parkour erfindet neue Fortbewegungsmöglichkeiten.

Graffiti kann als Versuch gesehen werden, die Umwelt selbst zu gestalten & zu verändern.

Parkour kann als Versuch gesehen werden, die Umwelt auf unkonventionelle Weise zu nutzen.

Mein Vergleich zielt jedoch auf andere Aspekte dieser beiden Subkulturen ab, die Parallelen aufzeigen:

- Übertreten der bestehenden Ordnung

o Parkour: „unsachgemäße Nutzung“ von Gebäuden, Parks, Plätzen…

o Graffiti: Veränderung/Beschädigung von Flächen, Gebäuden, Fahrzeugen…

- Kreative/unkonventionelle Nutzung des öffentlichen Raumes

o Parkour: bauliche Grenzen überwinden…

o Graffiti: Fläche für eigene Kreativität; verbreiten einer „Message“

- „erschaffen statt konsumieren“

o Parkour: neue Wege finden, Missions…

o Graffiti: Erschaffung eines Bildes/Tags, Gestaltung der eigenen Umwelt

versuch das mit der rechtlichen grauzone bzw. deinen idealen mal den leuten zu erklären deren hauswände, lkw's, wagons, usw. beschmutzt/besprayed werden

Gut dass du diesen Punkt ansprichst

Ich vertrete die Meinung, dass andere Menschen respektiert werden sollen und dazu gehört auch der Respekt vor den Dingen die ihnen wichtig sind. Dazu gehört sowohl Eigentum, als auch das Bedürfnis sich kreativ auszudrücken und die eigene Umwelt zu gestalten.

Gleichzeitig gibt es wie schon erwähnt, in Wien kaum noch Flächen die nicht das Eigentum von jemandem sind. Will man diese Flächen nutzen, muss dafür ordentlich Geld locker gemacht werden oder man begibt sich in die Illegalität.

Auf Straßenbahnwagons der Wiener Linien etwa findet man seit einiger Zeit Bilder die den ganzen Wagon samt Fenstern bedecken und von den Wiener Linien gebilligt werden. Es sind aber keine Graffitys, sondern bezahlte Werbungen. Sprich eine Firma (zB Whiskas) kauft sich das Recht einen Wagon so anzumalen wie sie es für gut befindet. Mittlerweile gibt’s in Wien 4000 Werbeflächen an Öffis (Quelle: www.gewista.at). Die Häuserwände & Mauern die mit Werbeplakaten zugepflastert sind übersteigen diese Zahl um ein vielfaches.

Zurück zu den Sprayern: Wieviele legale Sprayerflächen gibt es in Wien?

Ich hab gerade mal 6 davon gefunden: http://www.wienerwand.at/doc/waende.html

Dagegen kann das Argument gebracht werden: „Na sollen die Sprayer eben Wände/Werbeflächen kaufen/mieten und damit machen was sie wollen“

Das entspricht aber nicht der finanziellen Realität der meisten Sprayer, die eben nicht mit nem millionenschweren Bankkonto ins Leben geschickt wurden.

Laut dem Österreichischen Armuts- & Reichtumsbericht 2008 verteilt sich der Reichtum in unserer Gesellschaft immer ungleicher. Die generelle Entwicklung ist, dass sich dort Geld und Besitz sammeln wo es ohnehin schon viel gibt, während die ärmeren Bevölkerungsschichten wie auch die Mittelschicht an Wohlstand verlieren.

Zusammenfassend:

- Es gibt immer weniger Flächen die man ungestraft besprayen kann.

- Flächen können gegen Geld erworben werden um sie dann nach Belieben zu verändern

- die finanzielle Möglichkeit Flächen legal zu verändern steht wenigen Menschen & Unternehmen offen

Fazit:

Die Möglichkeiten zur Gestaltung des eignen Lebensraumes sind sehr unterschiedlich und unfair verteilt. Der öffentliche Raum wird kaum von den Menschen geprägt die darin leben und ihn nutzen.

Ich denke eine Reduzierung von kommerziellen Werbefläche, zugunsten von freien „Kreativflächen“ könnte helfen den Konflikt, zwischen intaktem Eigentum und der Möglichkeit des kreativen Ausdrucks im öffentlichen Raumes, zu entspannen.

…kein richtiger traceur würde auf die gedanken kommen, seinen fußabdruck (oder sonstige spuren) irgendwo mutwillig zu hinterlassen

…und dennoch nehmen wir mit jedem Armsprung, mit jeder Mauerüberwindung, in Kauf dass unser Fußabdruck dann dort prangt, auch wenn es nicht unsere Absicht sein sollte.

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„den Fußgängerverkehr behindert“ => eben... wenn wir leute niederrennen/behindern würden, dann wär das anzuwenden.... ist aber eben nicht der fall

"unsachgemäße Nutzung"... zieht nicht 100%, wenn kinder irgendwo fußball spielen gegen eine mauer, ist das auch eine unsachgemäße benutzung.... trotzdem stört sich kaum jemand drann (ausser natürlich bei leuten die sowieso gegen alles und jeden sind) und es wird gedulded, da bekannt und in der gesellschaft etabliert. parkour ist schlicht unbekannter/exquisiter und noch nicht etabliert.

dass sprayer ihren drang nicht ausleben können... mag sein, ist aber ehrlich gesagt nicht mein problem. Es gibt auch sinnvolle anwendungen dafür, wie bei meiner HTL z.B. wo die wände dadurch (via auftrag) verschönert wurden.... nur ist das leider die legale ausnahme, die illegale und (in meinen augen) hässliche regel ist eben dieses tagging - sachbeschädigung.

der große unterscheid ist eben (wie bereits erwähnt), beim sprayen/tagging wird die umwelt absichtlich verändert... bei parkour wird explizit darauf geachtet, sie nicht zu verändern. Ich achte z.B. darauf, Schuhe zu verwenden die keine Spuren hinterlassen und versuche Mauern zu meiden, wo man Spuren hinterlässt (bzw. techniken anzuwenden, wo man keine Spuren hinterlassen kann). Kein Sprayer/Tagger wird Farbe benutzen, die nach einem Regenguss wieder weg ist.... ist ja komplett gegen den Sinn des ganzen... und das ist eben der Knackpunkt.

ich versuche meine kreativität im respekt mit meiner umwelt und umfeld auszuüben und das hat bis jetzt recht gut funktioniert.

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Kein Sprayer/Tagger wird Farbe benutzen, die nach einem Regenguss wieder weg ist.... ist ja komplett gegen den Sinn des ganzen... und das ist eben der Knackpunkt.

eigentlich wäre es für die sprayer und tagger interessanter solche wasserlöslichen farben zu benutzen, denn dann könntens sie an einigen stellen öfters sprayen... vor allem wenns nur irgendein gekritzel ist :D

logik und weiter denken/entwickeln würde den typen nicht schaden :P

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Die Diskussion begann damit dass gefragt wurde ob es verbindungen zwischen der Parkour-Szene und der Tagger-Szene gibt.

Warum muss speziell hier aus JEDEM SCHEISS!!!!!!! eine verdammte Grundsatzdiskussion ausbrechen?

Meine Fresse...

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Die Diskussion begann damit dass gefragt wurde ob es verbindungen zwischen der Parkour-Szene und der Tagger-Szene gibt.

worum es auch noch immer geht.... chill

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„den Fußgängerverkehr behindert“ => eben... wenn wir leute niederrennen/behindern würden, dann wär das anzuwenden.... ist aber eben nicht der fall

Es muss nicht erst jemand umgerannt werden, die mögliche Behinderung reicht vollkommen aus, um verwiesen/abgemahnt/gestraft zu werden - und das liegt im Ermessungsspielraum der Exekutivbeamten. Neuester im Augustin beschriebener Fall: ein Bettler der mit ausgestreckten Beinen an der Wand saß.

Ich sage nicht, dass das Traceure in großem Maß widerfahren wird, es besteht aber die reale Möglichkeit hierdurch ne Strafe einzukassieren, so lächerlich es sein mag

Nochmals zur "unsachgemäßen Nutzung":

Tom, du hast es super auf den Punkt gebracht - es stört sich bei Kindern kaum jemand dran wenn sie mit dem Ball gegen eine Mauer fetzen

trotzdem passiert es oft genug, dass die Kids weggeschickt werden weil sich jemand aufregt, manchmal auch mit Hilfe der Exekutive

und bei gesellschaftlichen Normen geht es genau darum was etabliert und allgemein als "normal" akzeptiert wird

dass sprayer ihren drang nicht ausleben können... mag sein, ist aber ehrlich gesagt nicht mein problem. Es gibt auch sinnvolle anwendungen dafür, wie bei meiner HTL z.B. wo die wände dadurch (via auftrag) verschönert wurden...

hmmmm... und wo sollen die Leute dann ihren Skill trainieren, bis sie deine HTL in ein Kunstobjekt verwandeln können?

Mangelnde Sprayflächen sind auch nicht mein persönliches Problem - was mich aber nicht daran hindert mich mal in die Lage der Leute reinzuversetzen und drüber nachzudenken wies für mich wär, wenn ich lieber Sprayen als Sport machen würde.

Das Sprayen von kleinen Tags/Namen/Schimpfwörtern... auf Hausmauern etc. find ich in der Regel auch nicht schön, meiner Erfahrung mit Jugendlichen nach, gehts hier sehr oft darum zu zeigen "das ist mein Park/meine Straße/hier leb ich/nehmt mich wahr". das macht die Sache für den/die HausbesitzerIn jetzt nicht schöner, für mich zeigt das aber auf etwas tieferliegendes, nämlich das unerfüllte Bedürfnis wahrgenommen zu werden und Gestaltungsmacht zu haben.

Durch Tags wird auch kommuniziert - so hat etwa der österreichische Widerstand "O5" am Stephansdom eingekrattz und damit kommuniziert dass es auch im gleichgeschalteten Nazi-Österreich noch Widerstand gibt.

Das hinerlassen von Spuren und Veränderung der Umwelt ist ein elementarer Unterschied, da sind wir beide uns ja einig. Trotzdem stehen sich Graffiti & Parkour nicht als Gut/Böse Schwarz/Weis gegenüber, sondern haben Gemeinsamkeiten und Überschneidungen (siehe letzter Post).

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du schließt ein bisschen viel von einzelfällen/ausnahmen auf die regel....

sicher gibt es überschneidungen und gemeinsamkeiten... aber für mich sind die grundlegenden unterschiede eben zu extrem

aber irgendwie dreht sich unsere konversation ein bisschen im kreis... ich denke ich habe meinen standpunkt genügend ausgedrückt und verdeutlicht was ich meine bzw. wie ich es meine

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@tom:

hmmm ich denk unsren standpunkt haben wir beide klar gemacht und scheinbar legen wir in unserer betrachtung die schwerpunkte sehr unterschiedlich

vielleicht gelingt ja jemandem anderen die synthese ;-)

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hm - wir haben ja auch schon drüber gesprochen.

Ich gebe dir zwar recht, dass es Parallelen gibt, aber die sind wenn man sie genau betrachtet ziemlich marginal.

Was sind genau die parallelen? - beide hinterlassen Spuren (und da gibt es schon einen großen Unterschied)

Es geht bei beiden um kreativität (mehr oder weniger/tagging)

aber auch hier sind die unterschiede so groß, dass die parallele verschwindet.

Sprayer verändern ihre Umwelt bewusst, Traceure versuchen das Gegenteil, nämlich sich an sie anzupassen, die eigene Bewegung zu ändern.

Die einzige wirkliche Parallele scheint mir, dass es schwierig ist einen legalen Platz für das ausüben seiner Leidenschaft zu finden, was mir auch hauptbestandteil der Diskussion erschien. Und sogar das Argument scheint mir nicht allzu legitim:

Sprayer könnten ja genausogut zuhause im Garten/Zimmer/Keller sprayen. Aber genau das ist es - sie wollen es öffentlich machen.

Ich würde sofort zuhause Parkour trainieren, wenn ich einen eigenen Spot hätte.

Also muss auch ich dich mit der erhofften Synthese enttäuschen.

Ich glaube, ich weiß zwar worauf du hinaus wolltest,

in beiden szenen geht es darum die stadt aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.

Beide Szenen nutzen den öffentlichen Raum anderes als was gemeinhin als "normal" gilt.

aber es ist meiner Meinung nach einfach zu weit hergeholt.

beide verfolgen grundverschiedene Ziele und treffen sich nur im StGB

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Es gibt einige Parallelen, das trau ich mich zu sagen, obwohl ich eigentlich noch nie etwas mit Sprayern oder Tagging zu tun hatte.

Der Traceur nutzt seine Umwelt und versucht, diese nicht zu verändern, er hat keinen Drang danach, aufzufallen. Der Sprayer will ene Message rüberbringen und legt es darauf an, aufzufallen. Er verändert seine Umwelt bewusst.

Daraus ergeben sich für mich zwei grundlegende Unterschiede:

1) Tagging = message ; Parkour = keine message

2) Tagging = bewusstes Verändern der Umwelt ; Parkour = Nutzen der Umwelt, und diese nach Möglichkeit nicht zu verändern

Es gibt noch einen dritten Unterschied, der den "gesellschaftlichen Status" betrifft.

Beim Parkour denkt Otto Normalverbraucher an Sachen wie "Die Affen hüpfen wieder herum". Es wird lächerlich gemacht, aber ich glaube nicht, dass man direkt damit in Zusammenhang bringt, dass Sachen bzw fremde Eigentümer beschädigt werden könnten.

Beim Tagging denk ich als totaler Laie auf diesem Gebiet sofort an Sachbeschädigung.

Ich denke nicht, dass die Ansichten von Tom und Martin so unterschiedlich sind. Ich versuche das ganze objektiv zu betrachten, was mir beim Tagging nicht leicht gelingt. Es versucht immer wieder das Vorurteil durchzubrechen, dass das Sprayen ja so illegal und schlecht ist. Ich würde wohl in Tom's Situation "meine" Bewegungsform, die ja alles daran setzt, die Umwelt nicht zu verändern und schon gar nicht zu beschädigen, auch nicht gern mit der Tagger-Szene vergleichen.

Ich weiß, dass Traceure ihre Umwelt nie mutwillig beschädigen würden. Ich denke mir aber auch, dass "brave" Sprayer nur dort ihre Messages hinterlassen, wo es geduldet wird. In der Tagging-Szene gibt es nur viel mehr schwarze Schafe.

Das Gesetz wurde von sehr klugen Leuten geschrieben, die sind viel klüger als ich. Und wenn beides nicht grundsätzlich verboten ist, dann ist es legitim, sich Gedanken zu machen, welche Parallelen und welche Unterschiede es gibt. Das haben Tom und Martin gemacht. Ob es jetzt mehr Gemeinsamkeiten gibt oder ob der eine oder andere Unterschied schwerer wiegt als der andere, das ist meiner Meinung nach jetzt nicht ganz so wichtig.

Ich stell jetzt mal den Vergleich auf zwischen Parkour und diesem Thread:

Parkour: Tom und Martin trainieren gemeinsam um besser zu werden. Ein wettbewerbsdenken gibt es nicht.

dieser Thread: Tom und Martin diskutieren über den Unterschied und die Parallelen zwischen Traceuren und Taggern. Ein Wettbewerbsdenken gibt es nicht.

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wie stark die Parallelen sind bzw. obs überhaupt gewichtige Ähnlichkeiten gibt zwischen Parkour und Graffiti ist sicherlich eine Frage der Bedeutung die der/die Einzelne den angesprochenen Punkten (ich verweise auf die vorhergegangenen Posts) beimisst.

Die für mich eigentlich wichtige Frage, die ich während der Diskussion fast aus den Augen verloren habe, ist:

Wer hat das Recht zu bestimmen wie unsere Umwelt zu nutzen/zu gestalten ist?

und damit eng verbunden:

Darf diese Ordnung hinterfragt und übertreten werden?

tja und darauf hab ich jetzt ehrlich gesagt noch keine geschlossene Antwort parat, sondern nur ein paar Überlegungen.

Dass hier in Bezug auf Parkour tendenziell: "Sich mit Parkour über Grenzen und Hindernisse hinwegzusetzen ist gut und richtig" geht, ist klar, da uns allen Parkour am Herzen liegt und wir es als eine Bereicherung für unser Leben sehen unseren Körper und Geist auf diese Weise zu trainieren.

Nur ist das eben unsere "Innenperspektive". Leute die nichts mit Parkour am Hut haben, haben da oft eine andere Sicht. (wie in einigen Posts schon treffend beschrieben) Wünschenswert wäre sie würden sich unsere Argumente anhören und sich mit Parkour auseinandersetzen, nicht nur für uns sondern auch für sie selbst.

Der Rückschluss aus diesem Gedanken bedeutet für mich gleichzeitig:

es wäre auch für mich wünschenswert, unvoreingenommener auf die Tätigkeiten anderer Menschen zugehen und die Hintergründe ergründen zu können. Denn wer weiß was für faszinierende Welten sich hinter einem "offensichtlichen Blödsinn" verbergen :)

Gesetze und Regeln nehmen uns diese Arbeit bis zu einem gewissen Grad ab und bilden Säulen unserer gesellschaftlichen Ordnung. Sie sind von von uns gewählten RepräsentantInnen gemacht worden, die mehr oder weniger unsere Vorstellungen in Gesetzestext gießen. Die Rechtsordnung ist kein Naturgesetz: sie wurde von Menschen geschaffen und wird sich auch weiterhin immer wieder verändern. Sie ist also niemals perfekt und abgeschlossen, kann niemals alle Eventualitäten des Lebens abdecken. Genau deshalb ist es meines Erachtens wichtig für uns alle, immer wieder die Fragen zu stellen: Ist die bestehende Ordnung eine gerechte? Welches Welt- und Menschenbild liegt ihr zugrunde? Entspricht sie den von uns definierten Idealen? (zB. den Menschenrechten?)

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