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TOM

Anfänger-Guide by ParkourLinz

Ein empfehlenswerter Anfänger-Guide, geschrieben von Bernard aus Linz von Parkour-Linz

 

 

http://www.parkourlinz.at/blog/?p=292


 

Anfänger-Guide

Grundsätzlich ist Parkour simpel. Effiziente Bewegung und Hindernisüberwindung unter Zuhilfename des eigenen Körpers. Nun, ganz so einfach ist es nicht immer.

Über die Jahre haben mich viele Fragen von Neueinsteigern erreicht, zu verschiedensten Themen und Problemen, manche einfach zu beantworten, andere wiederum langwieriger. Die Häufigsten habe ich in diesem Artikel, den ich immer wieder aktualisieren und erweitern werde, zusammengefasst.
Solltet ihr Fragen haben, die (noch) nicht in diesem Anfänger-Guide behandelt werden, könnt ihr diese gerne per Mail an bernard@parkourlinz.at stellen.

“Was ist Parkour?”

Vermutlich die häufigste Frage und in meinen Augen auch die wichtigste. Bevor ich etwas tun kann, muss ich wissen, womit ich es zu tun habe.
Wie eingangs erwähnt, ist Parkour die Kunst der effizienten Hindernisüberwindung unter Zuhilfenahme des eigenen Körpers. Akrobatik ist kein Teil von Parkour, ein einfacher Gedanke ist “würde ich diese Bewegung auch auf der Flucht machen?”.
Begründet wurde Parkour im Pariser Vorort Lisses von David Belle, dem Sohn von Raymond Belle, einem französischen Soldaten und Feuerwehrmannes vietnamesischer Herkunft. Raymond Belles Training inspirierte David und im späteren Verlauf auch seine Jugendfreunde selbst zu trainieren.
Die erste Gruppe nannte sich “Yamakasi” (“Ya makási” bedeutet im kongolesischen Lingála “starker Körper”, “starker Geist”, “starke Person.”), bestehend aus David Belle, Châu Belle Dinh, Sébastien Foucan, Williams Belle, Yann Hnautra, Laurent Pietmontesi, Malik Diouf, Charles Perriére und Guylain N’Guba Boyeke. Ihre Art der Bewegung nannten die Yamakasi “L’art du déplacement” – die Kunst der Fortbewegung, diese inkludierte nicht nur effiziente Bewegungen, sondern auch Akrobatik und andere kreative Elemente.
David Belle verließ die Yamakasi und konzentrierte sich auf Parkour – effiziente Hindernisüberwindung.
Sehr zu empfehlen ist die Dokumentation 

“Wie soll ich beginnen?”

Der einfachste Weg wäre, im Internet nach einer lokalen Community zu suchen. Trainingsgruppen findet man mittlerweile in jeder größeren Stadt, auch Reisen in größere Städte sind Möglichkeiten um Kontakte zu knüpfen und Erfahrungen zu sammeln.
Um vernünftig zu trainieren, ist eine Community jedoch nicht nötig und wer alleine beginnen oder trainieren möchte, kann und sollte dies auch tun. Alleine zu trainieren ist ein gutes Mittel um die eigene Motivation zu prüfen (Trainiere ich für mich, oder für andere?). Fremdmotivation kann gut sein, sollte jedoch nicht der einzige Antrieb für das eigene Training sein, zumal Gruppendruck zu unüberlegten Aktionen führen kann. Nur mit sich selbst beschäftigt zu sein, hilft auch dabei besser auf den eigenen Körper und die eigenen Gefühle und Empfindungen zu achten.

Selbstständiges Training erfordert ein sehr vorsichtiges und behutsames Vorgehen um Verletzungen und Überlastungen vorzubeugen.
Beginne jede Trainingseinheit mit einem mindestens 20 minütigen Aufwärmen, das den Körper auf Betriebstemperatur bringt, die Durchblutung anregt und die Belastbarkeit der Gelenke erhöht. Kein Training ohne Aufwärmen! Ideal ist eine Kombination aus allgemeinem Aufwärmen (klassische Methode: einlaufen), Mobilisation aller Gelenke, leichten Kraftübungen und einfachen Technikabschnitten ohne hohe Belastung.

Das Training selbst orientiert sich an den eigenen Zielsetzungen. Wer gerade beginnt sollte sich nicht zu schnell an hohe Belastungen wagen. Es ist ratsam, die erste Zeit mit Kraft- und Ausdauertraining, Balance, Parkour-Basics (hier vor allem eine saubere Landetechnik), sowie in weiterer Folge die Verbindung der erlernten Einzeltechniken zu verbringen. Erst wenn eine körperliche Basis geschaffen wurde, kann technisch anspruchsvoller gearbeitet werden – Kein Haus ohne Fundament!

“Wie oft soll ich trainieren?”

Speziell am Anfang, wenn die Motivation besonders hoch ist, sich Erfolge besonders schnell einstellen und man am liebsten jeden Tag trainieren möchte, sollte man sich aus Rücksicht auf den eigenen Körper etwas bremsen.
Wer zu schnell zu viel und intensiv trainiert, erhöht die Verletzungsgefahr und wird langsamere Fortschritte machen, als mit ausreichender Erholung.
Der Körper repariert und verstärkt belastete Bereiche in der Regenerationsphase, dies auf Dauer zu ignorieren führt zu Überlastungen und Verletzungen.
Für den Einsteiger empfiehlt sich ein anfängliches, dreimaliges Training pro Woche mit wechselndem Inhalt (zb. Dienstag, Donnerstag, Samstag), nach und nach können weitere Einheiten eingebaut werden. Hier ist besonders auf abwechslungsreiches Training zu achten, um einseitiger Belastung vorzubeugen.
Ob nun aktiv oder passiv regeneriert wird, hängt immer vom eigenen Körperempfinden ab,
wichtig ist, sich anfangs hochmotiviert nicht zu viel zuzumuten um dann nach einigen Wochen einzubrechen.

 “Hier gibt es keine Spots!”

Falsch! Es gibt sie, nur siehst du sie (noch) nicht. Mit steigender Bewegungserfahrung eröffnen sich neue Möglichkeiten. Ein Randstein ist perfekt für Präzisionssprünge, Geländer zum Balancieren und Üben von Passements, Bäume zum Schwingen und Mauervorsprünge zum Klettern.
Geh raus und erkunde deine Umgebung, trainieren kann man überall.
Passe deine Bewegungen den Hindernissen an und nicht umgekehrt.
Besonders wichtig bei der Spotsuche und beim Training ist selbtverständlich der Respekt vor Privateigentum. Auf privatem Grund wird ohne Genehmigung nicht trainiert. Gesperrte Bereiche sind zu akzeptieren, auch Dächer sind tabu. Rücksichtsvolles Training an öffentlichen Plätzen ist in den seltensten Fällen ein Problem, oft hilft schon ein klärendes Gespräch mit Anrainern oder Securities.
Beschädigungen sind sofort zu melden, den eigenen Müll bitte unbedingt wieder mitnehmen! Wer positiv auffällt und nicht als Störung wahrgenommen wird, wird selten auf Widerstand treffen.

“Welche Schuhe brauche ich?”

Die Wahl der richtigen Schuhe ist sehr vom persönlichen Empfinden abhängig. Generell empfehle ich auf folgende Punkte zu achten:

  • Niedrige Sprengung (Differenz der Sohlendicke von Vorfuß und Ferse, je höher der Fersenabsatz, desto höher die Sprengung)
  • Niedriger Sohlenaufbau (ein tiefer Stand im Schuh verringert die Gefahr umzuknicken)
  • Keine Mittelfußbrücke aus Plastik (diese kann bei schlechten Landungen, besonders auf Stangen zum Ausrutschen  führen)
  • Möglichst wenig profilierte Sohle (kleinteilige Sohlen mit vielen “griffigen” Elementen neigen besonders bei Armsprüngen zum Abreißen. Wenige Profil bedeutet mehr Kontaktfläche, ähnlich einem Formel-1 Reifen)
  • Niedriger Anschaffungspreis (Schuhe halten im Training selten lange, daher rentieren sich teure Schuhe absolut nicht)

Mein persönlicher Favorit sind Puma Faas 300, die im Internet schon für wenig Geld in diversen Farben erhätlich sind.

“Brauche ich Handschuhe?”

Nein, Handschuhe brauchst du nicht. Wie eingangs erwähnt benutzt Parkour den eigenen Körper um Hindernisse zu überwinden. Die erlernten Techniken sollen auch in Notsituationen funktionieren, in denen man meistens zwar Schuhe, jedoch keine Handschuhe besitzt, die als Nebeneffekt ein genaues Klettern und greifen unmöglich machen (Sonst würden wohl alle Kletterer Handschuhe nutzen).
Deine Hände passen sich mit der Zeit der Belastung an und gewöhnen sich an harte Oberflächen.

“Was soll ich anziehen?”

Bequeme, dem Wetter angepasste, robuste Sportbekleidung. Etwas weitere Baumwoll-Jogginghosen haben sich bewährt und finden im Großteil der Communities Verwendung.
Ob kurz oder lang ist Geschmackssache, ich für meinen Teil bevorzuge lange Hosen, da diese im Fall der Fälle die Schienbeine zumidnest etwas vor harten Kanten schützen.

“Was brauche ich sonst noch?”

Empfehlenswert ist ein kleiner Rucksack für Wasser, Handy, Geld und eventuelle Wechselbekleidung, sowie ein sinnvoll ausgestattetes Erste-Hilfe-Paket. Besonders Pflaster und Tape braucht man im Laufe des Trainings immer wieder und auch selbstkühlende Kühlpacks sind sehr zu empfehlen.

 

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